Galerie Sterzenbach

> Bild Informationen


Heinz Sterzenbach - Andreas Kirche

Andreas Kirche

Ort: Deutschland, Berlin, Wannsee, Berlin, Lindenstraße 2

Technik: Radierung
Bildträger: Zerkallbütten
Abmessung: 32 x 24 cm
Jahr: 1990
Auflage: 50
Genre: Stadtarchitektur
Stil: realistisch
Preis: 80,- EUR
Viewer (dynamische Bildvergrößerung)

ECard_Postkarte

Kauffunktion fehlt, bitte hier klicken!
Die Andreas Kirche ist 1896 eingeweiht und von dem Berliner Bankier Wilhelm Conrad gespendet worden. Als Architekt konnte Otzens Schüler Otto Stahn gewonnen werden, der kurz zuvor den Entwurf für die Oberbaumbrücke geliefert hatte; die Wannseer Kirche sollte übrigens sein einziger Sakralbau bleiben. Stahn, der in unmittelbarer Nähe ,,seiner" Kirche wohnte (heute: Hugo-Vogel-Straße 29), ruht wie sein Lehrer Otzen auf dem Friedhof der Kolonie Alsen.. Stahn änderte die von Otzen geplante Ost-West-Achse der Kirche, indem er das Bauwerk praktisch um 90 Grad drehte. Durch den nunmehr südlichen Haupteingang wurde die Otzensche Vorhalle so zum Nebeneingang. Nach knapp einjähriger Bauzeit konnte am 18. Juni 1896 (Conrads 74. Geburtstag!) der Schlußstein gelegt werden, in den unter anderem folgende Urkunde eingemauert wurde: ,Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes! Unter Preis und Dank gegen den allmächtigen Gott wurde am heutigen Tage der Grund- und Schlußstein zu dieser neuerbauten Kirche gelegt. Zur Ehre Gottes und im Hinblick auf die kirchlichen Bedürfnisse der Villen-Colonie ,,Alsen", sowie aus Dankbarkeit für die uns und unseren Kindern während unserer fast vollendeten 50-jährigen Ehe so reichlich zu theil gewordenen göttlichen Gnade, haben wir diese Kirche erbauen lassen und dieselbe zum Geschenk an die Kirchengemeinde Stolpe bestimmt. Möge sie recht viele Jahre allen Gemeinde-Mitgliedern zum Heile gereichen und Gottes Segen dauernd auf ihr ruhen. Das walte Gott!! Villa Alsen am Wannsee, den 18. Juni 1896". Eine Woche später erklärte Conrad die Kirche zur Schenkung: ,,Dem Wunsche des Königl. Konsistoriums in Berlin entsprechend, gebe ich hiermit die förmliche und für mich bindende Erklärung ab, daß ich die von mir erbaute Kirche in der Villen Colonie Alsen-(Wannsee), sowie den von mir bezahlten Kaufpreis für das Bauterrain ... Geschenksweise an die Kirchen Gemeinde Stolpe hergebe und dieselbe ersuche mein Geschenk anzunehmen". Wie geplant, konnte die neue Kirche zwei Monate nach der Schlußsteinlegung am Sonnabend, dem 15. August 1896 um 11.30 mit einem feierlichen Gottesdienst eingeweiht werden. Die Zeitungen berichteten damals, daß sich ,,schon lange vor Beginn der Feier, die mit den drei voll und harmonisch klingenden Glocken dreimal eingeläutet wurde, ... zahlreiche geladene Gäste und Gemeindeglieder auf dem stillen, lieblichen, das Gotteshaus umgebenden Friedhofe" versammelten. Die (abwesende) Kaiserin Auguste Victoria schenkte der Gemeinde eine Bibel mit dem eigenhändig eingeschriebenen Spruch Nahum 1,7. ,,Der Herr ist gütig und eine Feste zur Zeit der Noth, und kennt die, so auf ihn trauen," der das Thema für die Weiherede des Generalsuperintendenten lieferte: Auch dieses Gotteshaus möge eine Lebensquelle der Erquickung, eine Feste zur Zeit der Not und eine Heimat der Seele werden, die Sehnsucht nach der ewigen Heimat stillend. Nachdem die Gemeinde die erste Strophe des Lutherliedes ,,Ein' feste Burg" gesungen hatte, hielt Pfarrer Roedenbeck die Predigt über 1. Korinther 13,13 und Hebräer 13,8. Im neuen Gotteshause solle das alte Gotteswort verkündigt werden; Jesus Christus solle sein das Licht unseres Glaubens; das Feuer unserer Gottes- und Nächstenliebe; der Stern unserer Hoffnung, im Vertrauen auf den wir den guten Kampf kämpfen. Die Gemeinde solle sich in ihrer neuen Kirche erbauen lassen zu einem lebendigen Tempel im Geist. Nach dem Gemeindegesang der 1. Strophe von ,,Nun danket alle Gott" endete die Feier mit Gebet, Vaterunser und dem Segen des Generalsuperintendenten. Lange Zeit blieb die Kirche übrigens namenlos: Zur Einweihung am 15. August 1896 als Wannsee-Kirche bezeichnet, wurde sie meist -wohl in Anlehnung an die Formulierung der Grundsteinlegungs-Verhandlung am 18.6.1896 - und zur Unterscheidung von der Alten (=Stolper) Kirche schlicht und einfach Neue Kirche genannt. Erst Ende 1964 erfolgte per GKR-Beschluß die Euronderung der bisherigen Kirchennamen: Die Alte Kirche des Dorfes Stolpe wurde zur Kirche am Stölpchensee, die Neue Kirche der ehemaligen Colonie Alsen zur Andreas-Kirche nach dem Bruder des Apostels Petrus. Auch in hohem Alter arbeitete Wilhelm Conrad in der Gemeindevertretung mit. So war auf seine Initiative hin 1893 beantragt worden, Stolpe und Alsen mit der Colonie Wannsee am Ostufer des Großen Wannsees zu einer Gemeinde zusammenzuschließen. Gegen den Widerstand einiger Wannseer Kolonisten erfolgte dieser Zusammenschluß am 1 April 1898. Den Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte Conrad nicht mehr. Er starb, 77jährig, am Heiligen Abend des Jahres 1899. Sein Familiengrab in der Südwestecke des Alsener Friedhofes trägt des Jesuswort aus Johannes 9,4: ,,Ich muß wirken die Werke des, der mich gesandt hat, solange es Tag ist. Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann." Außer Wilhelm Conrad und den bereits erwähnten Architekten Otzen und Stahn fanden auf dem Friedhof der Kolonie fast alle Wannseer Villenbesitzer ihre letzte Ruhe - ein Umstand, den der Volksmund schon bald mit dem Beinamen Millionenfriedhof bedachte. All die Namen, die für die Geschichte Wannsees bedeutungsvoll waren, sind hier zu finden: Siemens und Helmholtz (gemeinsame Erbbegräbnisstätte), Emil Hermann Fischer, Hermann Ende, Ferdinand Sauerbruch, Hugo Vogel, u.a. Otto Stahn, der auch das 1901 eingeweihte, wie die Neue Kirche im Stil der märkischen Backsteingotik errichtete Wannseer Amtshaus entworfen hatte, lieferte zwei Jahre später auch den Plan für das Erbbegräbnis Oscar Huldschinskys. Dieser hatte 1902 beim Wannseer Gemeindevorstand beantragt, ,,den neuen Begräbnißplatz in Wannsee auch für Juden freizugeben; diesem Antrag war vom zuständigen Teltower Landrat seinerzeit stattgegeben worden. Nachdem Stahn bereits 1917 Pläne zur Erweiterung des Friedhofsgeländes vorgelegt hatte, wurde ein Jahr später - etwa auf Höhe des westlichen Querarms der Kirche - die westliche Umfassungsmauer durchbrochen und das angrenzende Stück Land als neuer Friedhofsteil erschlossen; hier befinden sich u.a. die Gräber von Carl Georg Felix Langenscheidt und Agnes Sorma. Der gesamte Friedhof beiderseits der Kirche untersteht - wie auch seit 1933 die Otzensche Trauerhalle - der Bezirksverwaltung Zehlendorf. Mehr als ein Jahrhundert ist seit den Franck'schen Erinnerungen ins Land gegangen. Vieles ist seither anders geworden - um die beiden Kirchen herum ist jedoch noch etwas vom Zauber jener Zeit geblieben ... Und ein Hauch von zeitloser Ruhe... Quelle: Festschrift des Wannseeboten zum 100-jährigen Jubiläum der Andreaskirche (1896-1996)




Nach oben